Dauerhaft und grün - lang lebe Ihre Dachbegrünung!

Von der Wichtigkeit guter Planung, Ausführung und Pflege

In Deutschland werden pro Jahr etwa acht Millionen Quadratmeter Dachfläche neu begrünt, denen gegenüber steht eine verschwindend geringe Anzahl an Schadensfällen. Bei den meisten Reklamations- und Schadensfällen lagen Planungs- bzw. Ausführungsfehler (oftmals unter Preis- und Konkurrenzdruck zu Lasten der Qualität) oder Abstimmungsdefizite mit anderen Gewerken vor. Was es bei der Planung, Ausführung und Pflege Ihrer Dachbegrünung zu beachten gibt, erfahren Sie in diesem Artikel. In diesem Sinne: Lange lebe Ihre Dachbegrünung! 
 

1.    Die Auswirkungen fehlerhafter Dachbegrünungen

Folgende Auswirkungen fehlerhafter Dachbegrünungen können festgestellt werden:

  • Erscheinungsbild (Vegetationsbild, Erosionsschäden, stehendes Wasser)
  • Undichtigkeit der Dachabdichtung
  • Fehlende bzw. eingeschränkte Nutzbarkeit
  • Schäden an der Dachkonstruktion

Die Hauptfehlerquellen bei Dachbegrünungen

Die verschiedenen Fehlermöglichkeiten lassen sich (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) in acht Fehler-Kategorien einteilen:

  • Nutzungsziel/Bauherrenwunsch
  • Vorgaben aus dem Bebauungs-Plan
  • Bauliche und örtliche Gegebenheiten
  • Vor- und nachfolgende Gewerke
  • Gründach-Schichtaufbau
  • Gründach-Einbau
  • Pflege und Abnahme
  • nicht fachgerechte Planung und Koordination
     

Bauliche und örtliche Gegebenheiten

Die baulichen Gegebenheiten müssen in der Planungs- bzw. Ausführungsphase berücksichtigt werden, um das gewünschte Begrünungs- und Nutzungsziel zu erreichen.
 

Gefälleloses Dach mit Pfützenbildung

Das bei einer Vernässung der Vegetation entstehende Schadensbild sieht wie folgt aus: lückenhafter Bewuchs, Ausfall von Pflanzen, Entwicklung zu Moos- und/oder Gras-Vegetationen.

Oft steht bei 0°-Dächern das Wasser großflächig und mehrere Zentimeter hoch vor den Dachabläufen. Durch Anpassung des Gründachaufbaus kann nur bedingt entgegengewirkt werden, beispielsweise mit der Verwendung eines mehrschichtigen Aufbaus und einem Dränelement, das etwa ein bis zwei Zentimeter höher ist als der maximale Wasserstand.
 

Zusätzliche Wasserbelastung durch weitere Dachflächen bzw. Lichtkuppeln usw.

Nicht selten kommt es vor, dass höher liegende Flächen auf die darunter liegende begrünte Dachfläche entwässert werden. Die beste Lösung ist eine getrennte Entwässerung der Fläche und die zielgerichtete Ableitung zum nächst gelegenen Dachablauf.
 

Gebäudehöhe und -lage

Ab etwa 12 Meter Gebäudehöhe bzw. windexponierter Lage sind Dachbegrünungen möglichen „Windangriffen“ ausgesetzt Schadensfälle werden vor allem an windexponierten Eck- und Randbereichen, aber auch an aufgehenden Bauteilen und größeren Dachdurchdringungen beobachtet. Hier sind Berechnungen im Vorfeld notwendig und ggf. Sicherungsmaßnahmen wie Rasengittersteine bzw. Vegetationsmatten zu ergreifen.
 

Gründach-Schichtaufbau

Probleme bei der Entwässerung: rückstauendes Wasser und Vernässung

Der Begrünungserfolg hängt von einer funktionsfähigen Dränage und dem sicheren Ableiten des Überschusswassers, ab.
 

Ungeeignetes Substrat

Eine falsche Substratwahl kann dazu führen, dass die Pflanzenentwicklung gestört ist, Überschusswasser nicht abfließen kann und sich erhöhte Lasten einstellen. Die Anforderungen an Substrate werden durch die FLL-Dachbegrünungsrichtlinie beschrieben und mit Kenndaten hinterlegt.
 

Steildachbegrünungen

Bei Dachneigungen ab 15 Grad sind dauerhaft funktionsfähige, d.h. unverrottbare Rutschsicherungen zu verwenden. Die verwendeten Produkt- und Systemlösungen müssen hinsichtlich Schubkraftaufnahme und Stabilität ausreichend dimensioniert sein. Lösungen, die die Dachabdichtung nicht durchdringen, sind zu bevorzugen, um potenzielle Undichtigkeitsstellen zu minimieren.
 

Planung und Koordination

Dem Architekten kommt eine wichtige Rolle bei der schaden- und reklamationsfreien Umsetzung eines Dachbegrünungsprojekts zu. Er muss im Grunde fast alle vorgenannten Punkte beachten, in seiner Planung und Ausschreibung berücksichtigen und später während des Bauablaufs koordinieren und überwachen.
 

3.      Zusammenfassung und Fazit

Der erste und wichtigste Schritt zu einem dauerhaft funktionsfähigen Gründach ist die genaue Bedarfsermittlung. Es muss klar sein, welche Vorstellungen der Kunde über die Nutzung und das Erscheinungsbild seiner Dachbegrünung hat. Von diesen Vorgaben und den baulichen Gegebenheiten hängt die weitere Planung des Gründachaufbaus ab. Die „Top“ der Schadenspotenziale von Dachbegrünungen liegen bei Dränage und Entwässerung, Substrat, Pflege und Steildachbegrünung. Es ist von allen Beteiligten auf eine richtlinienkonforme Qualität in allen Phasen der Wertschöpfungskette, von der Ausschreibung bis zur Ausführung zu achten und einzuhalten. Die Vorgaben des Architekten dürfen auch in der preisumkämpften Vergabephase der Projekte nicht hinten runterfallen.

Viele Millionen Quadratmeter fachgerecht ausgeführter und nachhaltig funktionsfähiger Projekte, manche schon 40 Jahre alt, sprechen für sich und eine positive Zukunft mit Dachbegrünungen.

Abb. 1: Die Hauptfehlerquellen begrünter Dächer
Abb. 2: Funktionsschichten einer Flachdachbegrünung und ihre Fehlerpotenziale
Abb. 3: Fehlerpotenziale begrünter Steildächer
Abb. 4: Aufstauendes Wasser. Ursache ist eine ungeeignete Dränage
Abb. 5: Windverwehungen bei einem höheren Gebäude – der Aufbau war nicht verwehsicher
Abb. 6: Ohne Pflege geht es auch auf dem Dach nicht
Abb. 7: Abgerutschtes begrüntes Steildach: Ursache eine ungeeignete Rutschsicherung